Mit dem Wohnmobil durch Skandinavien - Teil 4
Von der wunderschönen Stadt Ålesund, von der wir leider zu wenig gesehen haben, machen wir uns auf den Weg Richtung Trollstigen, einer der bekanntesten Streckenabschnitte Norwegens. Wir kommen von oben und erhalten so vom Aussichtspunkt einen atemberaubenden Blick über die noch abzufahrenden Straßen, die sich den Berg runter schlängeln. Die Aussicht ins Tal herunter wird durch die gläsenernden Bodenplatten, der aus den Felsen weit herausragenden Plattform, noch ein bisschen aufregender. Die Fahrt runter geht schnell und unten im Tal angelangt, finden wir schnell einen wunderschönen Campingplatz mit toller Sicht auf die Berglandschaften.
Die zwei Tage darauf legen wir eine sehr lange Strecke zurück. Wir beschließen relativ spontan doch noch nach Südschweden zu fahren, wo meine Mutter zu diesem Zeitpunkt mit ihren Freundinnen ihren jährlichen Schweden-Urlaub macht. Die Aussicht darauf, dass es sowohl für unseren Sohn Max als auch für die Oma zu einem überraschenden Wiedersehen in der Ferne kommen wird, lassen uns die zwei langen Tagesfahrten gut überstehen (insgesamt ca. 1500 Kilometer mit einer weiteren Übernachtung in Oslo).
In einem kleinen Ort in der Nähe von Karlskrona angekommen, beginnen entspannende und wunderschön warme Tage in Südschweden. Wir frühstücken im großen Kreis im Schatten des typisch rot angemalten Ferienhauses, baden im See, wandern über leere Straßen und machen Fahrradtouren durch Wälder und Wiesen. Ich erinnere mich an Pippi Langstrumpf und an unseren ersten langen Urlaub in Schweden 2 Jahre zuvor und bin wieder im absolutem Urlaubs-Himmel. Schweden bietet nicht die aufregenden und beeindruckenden Landschaften wie Norwegen, aber für mich ist das nicht schlimm. Im Gegenteil. Eine der Nachbarinnen aus der Straße, die aus Deutschland ausgewandert ist und uns ihren kleinen Hof zeigt, beschreibt es so: "Norwegen ist aufregend und furchtbar schön, Schweden wirkt dagegen wie der langweilige Bruder, aber auch der hat einen Reiz..."
Nachdem die Damen das Haus verlassen haben und Richtung Deutschland aufgebrochen sind, können wir zwei Nächte im Haus verbringen. Nach über 2,5 Wochen in der Enge des Wohnmobils ist das für uns - zugegebermaßen - eine wahre Freude und wir wollen fast gar nicht mehr zurück.
Trotzdem geht es an Tag 20 unserer Reise zurück. Von Karlskrona aus steuern wir Kopenhagen an, eine unserer absoluten Lieblingsstädte. Wir landen auf einem riesigen Campingplatz 9 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Von dort fahren wir mit dem Fahrrad eine lange und sehr öde Strecke durch die Randbezirke in die Stadt. Die Stadt bietet aber so tolle und breite Fahrradwege, dass man hier unbedingt auf Rädern die Erkundungstour wagen sollte. Unsere Highlights waren bei diesem Mal der Besuch im Zoo von Kopenhagen und der idyllische Botanische Garten.
Nach zwei Nächten in Kopenhagen geht es zurück nach Deutschland. Nachdem das Wetter nun sehr lange auf unserer Seite war, bricht in der letzten Nacht im Wohnmobil über uns eines der vielen Gewitter herein, in den letzten Tagen bereits in Deutschland getobt haben sollen. Wir haben alles richtig gemacht und sind in die Sonne Skandinaviens geflüchtet.
Nun schließt sich wieder der Kreis: Auf einem tollen Campingplatz in der Lüneburger Heide erinnert mich der prasselnde Regen auf dem Dach an unsere erste Nacht im Wohnmobil und an den Start unserer Reise. Wir hatten dazwischen eine wunderschöne Zeit, die wir nicht vergessen werden. Wir wollen wieder nach Norwegen, Schweden und Dänemark - Ob wir mit dem Wohnmobil zurückkehren, ist aber doch etwas fraglich ;)
Achtung ... unten folgen noch ein paar Tipps zum Verreisen mit dem Wohnmobil (+Kind) :)
Hier noch eine allgemeine Infos zu unserer Reise mit dem Wohnmobil:
Gemietet haben wir unser Wohnmobil bei McRent. Preislich war dieser Anbieter nicht zu schlagen, und wir hatten zusätzlich 10% gespart, weil wir an einer der Hausmessen gebucht hatten.
Wir haben einen ganzen Tag zur Vorbereitung bzw. zum Einräumen des Wohnmobils gebraucht. Da in Skandinavien die Preise z.B. für Lebensmittel oftmals deutlich teurer sind, macht es unserer Meinung nach großen Sinn, einen ausreichenden Vorrat an den grundlegenden Dingen und Nahrungsmitteln mitzunehmen. Frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse haben wir doch vor Ort gekauft und auch frischer Fisch ist dort vergleichsweise günstig und gut.
Dazu sollte man nach der Reise noch einen Tag einplanen um in Ruhe das Wohnmobil auszuräumen und sauber zu machen. Nach fast 4 Wochen Reise kommt da schon einiges zusammen ;)
Viele Wege führen nach Skandinavien und meistens benötigt man dafür Fähren... Das sollte man auch bei der Berechnung der Reisekosten miteinbeziehen, denn die Fahrt mit einem Wohnmobil ist teurer als mit einem Pkw (und berechnet sich zusätzlich nach der Länge).
Wir haben uns für ein Wohnmobil mit einer großen Garage hinten entschieden. Darin hatten sowohl unsere zwei Fahrräder als auch der Croozer Fahrradanhänger von unserem Sohn ausreichend Platz. Hinten lagerten zudem Wasserkisten, weitere Lebensmittel und der zerlegbare Babystuhl von IKEA.
Außer die ersten zwei Campingplätze auf der Hinreise hatten wir keine Campingplätze im Vorfeld reserviert. Das lag zum einen daran, dass unsere Reiseroute zwar grob geplant war, aber die einzelnen Übernachtungsorte und -daten nicht strikt festgelegt waren (außer größere Städte). Meistens haben wir am Abend zuvor die weitere Route des nächsten Tags geplant und mögliche Campingplätze anvisiert. Hilfreich waren dabei diese Bücher: "Norwegen mit dem Wohnmobil", "Schweden mit dem Wohnmobil" und der "ADAC Campingführer"
Und hier noch eine paar spezielle Tipps, wie wir mit Baby und Wohnmobil gereist sind:
Unser Sohn war zum Zeitpunkt der Reise 10 Monate alt und konnte nur krabbeln. Es ist nicht ganz leicht zu beantworten, ob das ein idealer Zeitpunkt für so eine Reise war. Dass er krabbeln konnte, hatte den Nachteil, dass er doch einen beachtlichen Bewegungsdrang hatte, dem in einem Wohnmobil natürlich Grenzen gesetzt sind. Zudem muss man sehr aufpassen, dass er dort von den höheren Liegeflächen nicht runterfällt. Das Ganze war aber gar nicht problematisch, wenn die Sonne schien und er draussen auf Picknickdecken genug Fläche hatte um sich zu bewegen und zu spielen. Zudem hatten wir das Gefühl, dass er von der spannenden und neuen Umgebung nicht so viel mitbekommen hat. Im Angesicht tobender Wasserfälle und hoher Berge schien er oft sehr unbeeindruckt ;) Ich vermute, dass er heute (jetzt ist er 20 Monate alt) vieles schon deutlich aufmerksamer wahrnehmen würde und die Umgebungen aufmerksamer erkunden würde. Dafür hat auch dieses Alter wieder spezielle Eigenheiten, auf die man sich bei einer solchen Reise einstellen müsste.
Unser Sohn Max hatte seinen Kindersitz auf der hinteren Sitzbank am Tisch. Wichtig ist es, dass man darauf achtet, dass diese Sitzbänke normale Anschnallmöglichkeiten bieten. Der Vorteil von der langen Sitzbank war zudem, dass sich oft ein Elternteil zu ihm setzen konnte und mit ihm spielen konnte, wenn man mal länger unterwegs war.
Wenn man so eine Reise mit Kind machen möchte, dann muss man beachten, dass längere Fahrten mit Kind nicht immer so einfach möglich sind. Wir haben uns eigentlich immer nach Max gerichtet, sind dann längere Strecken gefahren, wenn er vormittags oder nachmittags seine Schläfchen gehalten hat... Dazwischen wurden Pausen gemacht für das Mittagessen oder um die Gegend zur erkunden.
Bei so einer Reise mit Baby ist man weniger flexibel. Während wir früher während unserer Kalifornien-Reise stundenlang draußen rummarschiert sind, konnten wir dies nicht mehr in diesem Maße machen. Es ist eben eine andere Form des Reisens, die sich nicht mehr nur nach einem selbst richtet. Aber das hängt natürlich auch stark vom Alter und vom Charakter des Kindes ab ;)
Geschlafen hat Max ein einem Wurfzelt auf einem einzelnen ausziehbaren Bett. Wir haben uns das Modell des Wohnmobils vor allem nach den Sicherheitskritierien für seine mögliche Schlafstätte ausgesucht. Das Wurfzelt hatte zwei Vorteile: Das Kind fühlt sich durch die geringere Größe geborgen und ist zusätzlich gesichert durch den Reisverschluss. Unser Wohnmobil-Modell (Aufbau wie dieses) hatte zudem den Vorteil, dass das ausziehbare Bett mit einem Sicherheitsnetz gesichert werden konnte. Fazit: Max hatte während dieser Zeit wunderbar geschlafen und sich schnell an seinen neuen Schlafplatz gewöhnt.
Babybrei kostet in Norwegen locker das Doppelte und es gibt eine deutliche geringere Auswahl. Deshalb lohnt es sich hier umso mehr einen ausreichenden Vorrat an Babynahrung mitzunehmen.